Bei dem im Sommer 1830 vollendeten Neubau einer von Stein erbauten Kirche in dem Dorfe Serno, im Amte Coswig, womit besonderer Einschränkung verfahren werden musste, und daher auch der Wunsch, eine eigene Glocke zu haben, nicht erfüllt werden konnte, erfand der herzogliche Baukonstrukteur Herr Henning in Coswig ein Stahlstäben-Geläute, dessen nähere Beschreibung der Aufmerksamkeit der verehrten Leser des „Anhaltinischen Volksfreundes“ wohl wert sein dürfte.
Hier sei eine technische Beschreibung des Geläutes abgedruckt, welches in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, XI. Jahrgang, Seite 112 im Jahre 1832
mitgeteilt ist von seiner Exzellenz dem Minister von Schluckmann:
„Dieses Geläute besteht aus drei unter einem Winkel von 50° gebogenen, geschmiedeten und etwas geschliffenen Stahlstäben von verschiedenen Dimensionen, und zwar ist jeder
Schenkel
am größten Stab 3 Fuß 1 Zoll lang, 2 ¼ Zoll breit, 5/8 Zoll stark
am mittleren Stab 2 Fuß 10 Zoll lang, 1 und 7/8 Zoll breit, 5/8 Zoll stark
am kleineren Stab 2 Fuß 5+1/5 Zoll lang, 1 ½ Zoll breit, ½ Zoll stark
An der Nordseite des Marktplatzes zu Rosslau stand, ansehnlich unter damaligen Verhältnissen, zu Anfang unseres Jahrhunderts eine Schmiedewerkstatt. In ihr hantierte jahrzehntelang der als Meister in seinem Fache weit und breit bekannte, wohlangesehene Bürger: Gottlieb Sachsenberg - der Stammvater der rühmlich bekannten Herren Gebrüder Sachsenberg in Rosslau und Begründer von deren großartigen vielseitigen Fabriken. Es ist hier nicht der Ort, über den hochverdienten Mann und seine Außerordentlichen leistenden Nachkommen im Allgemeinen zu berichten. Wohl aber gebührt in einem Werk über die Glocken im Herzogtum Anhalt den Gedächtnis des Mannes ein Platz, welcher als der erste Verfertiger von Stahlstabgeläuten gelten darf und zwar zu einer Zeit, wo an eine maschinellen Herstellung derselben noch gar nicht zu denken war.