Hier sei eine technische Beschreibung des Geläutes abgedruckt, welches in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, XI. Jahrgang,
Seite 112 im Jahre 1832 mitgeteilt ist von seiner Exzellenz dem Minister von Schluckmann:
„Dieses Geläute besteht aus drei unter einem Winkel von 50° gebogenen, geschmiedeten und etwas geschliffenen Stahlstäben von verschiedenen Dimensionen, und zwar ist
jeder Schenkel
am größten Stab 3 Fuß 1 Zoll lang, 2 ¼ Zoll breit, 5/8 Zoll stark
am mittleren Stab 2 Fuß 10 Zoll lang, 1 und 7/8 Zoll breit, 5/8 Zoll stark
am kleineren Stab 2 Fuß 5+1/5 Zoll lang, 1 ½ Zoll breit, ½ Zoll stark
Die obere Biegung ist im Innern abgerundet, oberhalb sind die Stäbe mit angeschmiedeten Henkeln versehen. Sie hängen am Oberbalken des Gestelles in Riemen, welche
oberhalb angenagelt sind. Der Balken hat auf beiden entgegengesetzten Seiten drei Scheeren in schrägen Richtungen und aus vollem Holz mit dem Balken gefertigt. In den Scheeren befinden sich auf
beiden Seiten drei bewegliche Anschlaghämmer von Buchenholz, in jedem einzelnen Hammerstiel ist ein starker Zugdraht befestigt, welcher durch eine im Balken dazu gemacht Eröffnung geht, und
tiefer unten mit einem Tonspan genau in Verbindung steht. Die zwischen geraden Scheeren befindlichen sechs Abstrakten, aus dünnen Holzstäbchen bestehend, stoßen an einem dahinterliegenden Balken
mit der Unterkante in einer Ebene, und sind unterhalb mit Riemen angenagelt, wodurch erstere auf- und abwärts bewegt werden können.
In den freien Ende der Abstrakten greifen die eisernen Daumen einer 8 Zoll im Durchmesser starken hölzernen Welle, welche durch ein darüber an der Außenseite des
Gestelles angebrachten eisernes Getriebe (2 Zoll lang, 1 7/8 Zoll im Durchmesser) mit sechs Stöcken, welches in ein an der verlängerten Axe der Welle befestigtes eisernes Stirnrad eingreift,
mittelst einer an der verlängerten Axe des Getriebes angebrachten Kurbel in Bewegung gesetzt wird. Das Stirnrad hat 12 Zoll Durchmesser und 48 Zähne von 3/8 Zoll Höhe.
Auf dem Umkreis der Welle befinden sich in abwechselder Theilung 6 Reihen eiserner Daumen; die zwei ersten Reihen sind linke Hand sind zum kleinen Stab, und zwar 5
Daumen 1 und 1/16 Zoll hoch, die 4 letzten Reihen daneben zu den beiden größern Stahlstäben, und zwar 4 Daumen 1 ½ Zoll hoch. Bei Umdrehung der Daumenwelle werden die Abstrakten abwechselnd
heruntergedrückt, und dadurch die durch die Drähte in Verbindung stehenden Hämmer, die der größeren Stäbe 12 Zoll, die der kleineren Stäbe 9 Zoll, in die Höhe gehoben; bleibt die Umdrehung der
Welle im Beharrungszustande, so fallen von der genannten Höhe die Hämmer unter rechten Winkeln abwechselnd auf der Grenze des obersten Drittels der Stahlstäbe und schnellen in Folge der
unterhalb derselben auf ein in paralleler Richtung mit den Hämmern angebrachtes Brett befestigten Sprungfedern von starkem Eisendraht, sogleich wieder zurück, wodurch ein Dreiklang, des
Geläutes hervorgebracht wird. Das hölzerne Gestelle dieser ganzen Vorrichtung ist übrigens ganz einfach von Eichenholz gefertigt...
Nach den angestellten Beobachtungen ist das beschriebene Geläute in einer Entfernung von 600 Schritt, gegen 1400 Fuß, noch recht deutlich hörbar, es ist angenehm,
und in etwa dem Ton einer Spieluhr auch Glasglocken ähnlich, also gegen die Metallglocken höher und heller.“
Außer dem Stabgeläute hat die Kirche zu Serno noch eine kleine Glocke, nur 26 cm Durchmesser; sie hängt in einem besonderen Gestell neben der Kirche und ist
inschriftlos; durch Umherforschen in der Gemeinde hat der Herr Lehrer am Ort erkundet, dass das Glöckchen schon vor dem Bau der Kirche da gewesen und unmittelbar nach dem Befreiungskriegen
1814/1815 die Schenkung eines vom besonderen Glücksfall betroffenen Einwohners gewesen sein soll.
(Quelle: „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen“, XI. Jahrgang, Seite 112-113;
1832)